Bast und Basteln schrieben gemeinsam Geschichte:
Der Begriff “Basteln” leitet sich unweigerlich von dem althochdeutschen Wort “besten” für “binden” bzw. “Bast binden” ab. Bast zum Basteln zu verwenden, stellt folglich eine der ältesten Basteltechniken überhaupt dar. Und selbst Bast zum Häkeln, Stricken oder Weben ist deutlich gängiger als es zunächst den Anschein hat. Denn aus Bast wird traditionell Bastfaser wie Leinen hergestellt.
Archäologische Funde weisen darauf hin, dass die Gewinnung von Bast bereits in der Steinzeit bekannt war. Wichtigste Bezugsquelle stellte damals der Lein, auch bekannt als Flachs. Der Bast wurde hier aus den Pflanzenstängeln des Leins gewonnen, genauer gesagt aus dessen Cellulosefibrillen.
Cellulose gilt als äußerst widerstandsfähiger Pflanzenstoff aus der Gruppe der Kohlenhydrate, den nicht einmal die aggressiven Verdauungssäfte des menschlichen Körpers aufbrechen können. Besagte Robustheit macht Cellulose zu einem reißfesten und beständigen Werkstoff, der neben Bast auch für die Herstellung von Papier, Pappe und pflanzlichen Textilien relevant ist.
Heute verwendet man neben Flachs vor allem großwüchsige krautige Pflanzen mit dicken Stängeln sowie verschiedene Baum- und Palmenarten zur Gewinnung der Cellulosefibrillen. Der Vorteil hieran ist, dass die Bastbündel insgesamt länger und dicker sind als bei niedrigwüchsigen Staudenpflanzen wie Leinen. Wichtige “Bastpflanzen” sind diesbezüglich:
- Fasernessel
- Hanf
- Hanfpalme
- Jute
- Kenaf
- Korbweide
- Ramie
- Raphiapalme
1.1. Unterschied zwischen Naturbast und Edelbast
Möchten Sie mit Bast basteln, sollten Sie darauf achten, ob das Produkt aus Natur- oder Chemiefasern besteht.
Im Bast-Test findet man häufig unterschiedliche Bezeichnungen für Produkttypen der Kategorie Bast. Für Verwirrung sorgt hier insbesondere der Begriff “Edelbast”.
Nun könnte man denken, dass es sich hierbei um eine besonders hochwertige Naturfaser handelt. Weit gefehlt, denn Edelbast ist im Grunde lediglich eine Alternativbezeichnung für Viskosebast.
Besagter Viskosebast ist ein spezieller Typ der Chemiefaser und wird ähnlich wie Papier durch künstliche Aufspaltung von Cellulose aus Pflanzenabfällen gewonnen. Hierzu ist der Einsatz chemischer Aufschlussmittel notwendig, weshalb Edelbast mit Blick auf Nachhaltigkeit nicht besonders umweltfreundlich ist. Allerdings lässt sich der chemische Bast leicht bunt einfärben, weshalb man ihn häufig in allerlei Farben im Bastelgeschäft vorfindet.
Ein echtes Naturprodukt und somit bester Bast ist hingegen Naturbast. Wie bereits erläutert, wird er direkt und meist auch noch per Hand aus Pflanzen gewonnen. Damit tut man nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern stärkt auch die Wirtschaft der Herkunftsländer, zu denen nicht selten palmenreiche Entwicklungs- und Schwellenländer gehören. Nachstehend noch einmal die wichtigsten Unterschiede zwischen Edel- und Naturbast im Überblick:
Art | Eigenschaften |
Naturbast | - Naturprodukt
- wasserfest
- gerne als Bastelstroh oder zur Herstellung von Naturprodukten in Gebrauch
- meist in Naturfarben erhältlich, da Naturbast künstliche Farbe nur schwer annimmt
|
Edelbast | - Chemiefaser
- nicht wasserfest
- Bast ist als Papierband oder Geschenkband sehr beliebt
- häufig ist der Bast bunt und somit leicht vom Naturbast zu unterscheiden
|
1.2. Raffia-Bast als beliebtester Naturbast
Insbesondere der Raphiapalme kommt mit Blick auf die moderne Naturbast-Herstellung eine besondere Bedeutung zu. Zahlreiche Angebote aus Bast-Tests sind als sogenannter Raffia-Bast gekennzeichnet, was auf die Raphiapalme als Bezugsquelle hinweist. Es handelt sich also um einen Naturbast, der zudem häufig als bester Bast überhaupt bekannt ist.
Doch Vorsicht: Im Handel findet man häufig auch Raffia Imitate aus Papier oder Viskose. Hier gilt es, genau hinzusehen und in Sachen Material zwischen echtem Bast der Raphiapalme und Kunst-Raffia zu unterscheiden. Im Zweifelsfall sollten Sie sich an den Hersteller wenden, bevor Sie den Bast günstig kaufen und dann enttäuscht sind.
Echter Raffia-Bast lässt sich also nicht immer nur am Namen erkennen. Zuverlässiger sind diesbezüglich Produktbeschreibungen, in denen explizit Raphia bzw. die Raphiapalme als Bezugsquelle genannt wird. Vertrauenswürdige Anbieter von echtem Raffia-Bast sind unter anderem Heyda, Kinglake und Tazemat. Marken wie Clairefontaine oder Folia bieten dagegen zwar ebenfalls vereinzelt Raffia Naturbast an, haben aber auch synthetischen Edelbast im Sortiment.
Bast wird aufgrund seines natürlichen Aussehens gerne zum Binden von Blumen verwendet.